Wochenmarkt

Wochenmarkt

Alle sind sich einig, Politiker und Verwaltung, Bürger und Handel, alle wollen eine attraktive Krefelder Innenstadt.
Wenn es vergnüglich ist, sich in der Stadt aufzuhalten,wenn die Verweildauer der Passanten ansteigt,wenn man sich auch draußen im Trubel wohlfühlen kann, dann profitieren alle.
Zu einer Innenstadt, in der sich leben, flanieren und einkaufen lässt, gehört ein Wochenmarkt. Ein Wochenmarkt kann sich nicht nur durch das Angebot von Supermärkten unterscheiden. Nur auf dem Wochenmarkt hat der Käufer Kontakt mit den Produzenten der Waren, den Anbietern und anderen Marktbeschickern. Mit dem Eiermann, dem Käsemann, dem Gemüsebauer und dem Fischhändler. Der Käufer kann Angebote und Preise vergleichen, hat die Wahl und wählt aus.Und nicht zuletzt trifft der Marktbesucher Bekannte und Freunde, plaudert mal hier, mal dort, mit vielen Menschen, die er schon länger kennt, oder gerade erst kennenlernt.
Die Marktleute erfüllen also eine soziale Funktion. Sie beliefern die Menschen nicht nur mit dem, was die Körper der Kunden zum Leben benötigen, sondern auch mit dem, was Menschen für ihr Seelenleben brauchen: Kontakt mit anderen Menschen.
Aber warum müssen Marktbeschicker eine Standgebühr zahlen? Alle wollen doch, dass sie kommen, freuen sich, wenn sie nach langer Anreise ihren Stand aufbauen. Der frühe Besucher sieht die Aufbauarbeit, der spätere Kunde kann beobachten, dass auch der Abbau Zeit und Arbeit kostet.
Warum wird die Arbeit der Marktleute nicht wertgeschätzt?
Keine Standgebühr wäre mindestens sinnvoll, andere Erleichterungen wie Toiletten wären nötig.
Und schließlich: Warum soll man sie nicht belohnen, dafür, dass sie im heißen Sommer oder im Regen oder bei Frost kommen?
Man sollte den Marktbeschickern was draufzahlen, dann könnte man auch eine qualitative Auswahl treffen.
Von einem lebendigen Wochenmarkt haben auch andere Händler was, wenn dadurch die Krefelder zum Besuch der Innenstadt angeregt werden. Davon würden auch Gaststätten und Cafés profitieren.
Die werden allerdings auch bestraft, wenn sie draußen an Tischen ein angenehmes Verweilen anbieten. Sie müssen dafür ebenfalls Gebühren zahlen. Selber haben sie schon seit längerem umgedacht, die „Draußen-nur-Kännchen-Zeit“ ist vorbei. Außengastronomie zieht Gäste an, die am Stadtleben teilnehmen, bummeln und flanieren, die in ihrer Stadt einkaufen und zwischendurch pausieren wollen.
Auch hier gilt es, die Gutwilligen nicht zu bestrafen, sondern ihr Tun zu fördern. Unterstützen, auch finanziell, sollte man die Gastwirte, die vor ihrer Türe bedienen.
Der „Perspektivwechsel“, vom Stadtmarketing ausgerufen, so könnte er wirklich werden.
Könnte, denn Querdenken, Neues wagen, ist nicht gefragt.
Zwei Sätze gelten als Maxime in Krefeld, da sind sich Politik und Verwaltung einig.
Das geht nicht. Das haben wir noch nie gemacht.

Hans Dieter Peschken