Schulpflicht

Schulpflicht?

Mehr Bildung für alle? Na klar.
Aber Bildungsreform? Nein.
Die Forderung heißt: Schafft die Schulpflicht ab.

Das ist eine Grundvoraussetzung. Ist die erfüllt, wird auch wieder gelernt.
Ergebnis des derzeitigen Lernens in den Zwangsschulen: 80 000 Schüler verlassen das Schulsystem jährlich ohne Abschluss. Immer mehr Lehrstellenbewerber, so sagt der Deutsche Industrie- und Handelstag, erweisen sich pro Jahr als „nicht bildungsfähig.“ Und 400 Millionen Euro werden pro Jahr ausgelegt, um 110 000 Schulabgänger so nachzuschulen, dass sie überhaupt erst eine Lehrstelle antreten können.

Dabei ist es doch so: Alle Kinder lernen gerne.
Die, die noch nicht beschult werden, lernen spielerisch: Sie fragen, wollen alles wissen, wollen alles können. Sie freuen sich auf die Schule, lernen dort lesen, schreiben und rechnen, lernen jeden Tag dazu und jeden Tag mehr.
Sie sind dauernd neugierig auf die Welt.
Auf die weiterführende Schule freuen sie sich auch noch, aber da ist der Spaß bald beendet. Lernen wird zur Pflicht, zum Zwang: Schulzwang.

Warum aber sollen Kinder lernen müssen? Müssen!
Jeder Lehramtsstudent weiß, dass unter Zwang nichts gelernt wird. Intrinsisch soll die Lernmotivation sein, nicht extrinsisch, von außen aufgezwungen. Der Zwang zum Schulbesuch hat auch noch nie den Lern- oder Schulerfolg einer Generation garantiert, und dazu wurde dieser Zwang schließlich auch nicht ersonnen. Gute Untertanen wollte Friedrich Wilhelm I.  in Preußen durch die 1717 erlassene Schulpflicht – später nachgebessert – heranziehen lassen. Die Schulpflicht – acht Jahre sah das Generallandschulreglement vor, das Friedrich der Große 1763 erließ – sollte einst die Kinder vor der harten Arbeit in jungen Jahren bewahren, sie von den Feldern herunter und aus den Manufakturen und Fabriken herausholen. Nicht Bildung für alle war das erklärte Ziel, sondern die Gesundheit sollte durch diese Maßnahme erhalten werden. Vor allem die Gesundheit der jungen Männer, die allzu oft schon kaputt gearbeitet zum Soldatendienst antraten, und sich als untauglich erwiesen. Bald merkten die Fabrikherren auch, dass lesekundige und in den Schulen disziplinierte Mitarbeiter brauchbarer und handhabbarer waren.

Die Schulpflicht mag zu Zeiten sinnvoll gewesen sein, aber bald bewahrte sie die Kinder vor dem einen Übel, stürzte sie aber in ein neues, permanentes Unglück. Alt – und immer wieder neu – sind die Klagen über unmenschliche Schulverhältnisse. Bücher sind mit diesen Klagen gefüllt worden, mit den tragischen Geschichten von Kindern, die an der Schule zerbrochen sind. Nicht alle, die unter der Schule litten, haben sich so artikulieren können wie Hermann Hesse, oder trotz Schulärgers gelernt wie Albert Einstein.

Warum gibt es eigentlich heute noch die Schulpflicht?
Zuerst lernen die Kinder ja eh freiwillig und freudig. Später, wenn es bei der höheren Bildung auf das Ende zugeht, wenn das Abitur ansteht und vorbereitet wird, sind die Schüler volljährig. Sind nicht mehr schulpflichtig und lernen trotzdem. Einige wichtige Jahre dazwischen, zwischen den Schulanfangsjahren und den letzten Jahren, verbringen sie voller Unlust.
Aber, was ist Ursache, was ist Wirkung? Müssen sie zum Schulbesuch gezwungen werden, weil sie sonst nicht lernten – oder lernen sie deshalb so schlecht und unmotiviert, weil sie gezwungen werden?

Etwa 9 Prozent aller Schüler verlassen ohne Abschluss ihre Schule. Die UNESCO schätzt, dass es in Deutschland vier Millionen funktionale Analphabeten gibt, eine hohe Dunkelziffer wird vermutet. Und laut OECD bewegen sich 15 Prozent der Deutschen auf der untersten Stufe der Lesefähigkeit. Wenn das trotz Schulpflicht so ist, ja dann ist wohl der Zwang die Ursache dieses Übels. Und wer am Ende seiner Schullaufbahn ankommt, kaum die Kulturtechniken beherrscht, der ist für sein Leben negativ gezeichnet, und für immer fürs Lernen nicht mehr zu gewinnen.

Also, schafft die Schulpflicht ab.
Denn, was lernen die Kinder in den Zwangsschulen?
Nein, die Frage muss lauten: Was lernen sie heute auch schon ohne Schule?
Zuallererst, und für jeden auffällig, ist ihr Umgang mit Computern und Unterhaltungselektronik zu nennen. Freiwillig, aber mit dem gar nicht so abzulehnenden Gruppendruck der Gleichaltrigen, hocken sie vor den Geräten, bis sie wissen, wie sie funktionieren. Handhaben Hard- und Software souverän, verhalten sich beim Lernen völlig autonom. Nutzen die Möglichkeiten des Computers und des Internets sogar für ihre Hausaufgaben. In der Schule haben sie das nicht gelernt. Hierhin kamen die Computer mit jahrzehntelanger Verzögerung. Wenn sie endlich überall sein werden, wird man den Schülern mit dem entsprechenden Schulfach auch die Lust an dem bislang selbst organisierten Lernspaß ausgetrieben haben. Ein Auto zu fahren lernt man auch nicht in der staatlich betriebenen Zwangsschule. Die Tanzschule ist ebenfalls freiwillig, und den geschickten Umgang mit den Inline-Skates und den Skate-Boards lernen die Kinder auch nicht im Sportunterricht.
So wird sehr viel ohne Zwang gelernt, autodidaktisch oder in Lernveranstaltungen, aber immer ohne staatliche Verordnung.

Wie schön könnte das Leben in einer Schule sein, zu der die Kinder aus eigenem Entschluss und mit eigenem Antrieb kommen. Wo sie lernen wollen und fragen. Wo sie jeden Tag „neu gierig“ sind nach Neuem. Alle die Disziplinprobleme, die aus dem derzeitigen Schulzwang entstehen, fallen dann weg. Dann wird ein sich gewalttätig gegen das System und seine Mitschüler auflehnender 10-Jähriger nicht mehr mit einem „Verweis“ bestraft werden müssen, einer „Strafe“, die aus dem Strafkatalog für preußische Beamte stammt. Was aufmüpfige Beamte an der Karriere hindern sollte, beeindruckt Schüler überhaupt nicht. Sie finden das lachhaft.

Wenn es keine Schulpflicht mehr gibt, suchen sich die Schüler ihre Schule aus. Und die Schulen die Schüler: Sie müssen keine Rowdies oder lernunwillige Chaoten beschulen. Wer sich den Regeln nicht fügt – der fliegt. Wie überall im Leben, in Firmen und Betrieben.

Der Staat soll sich schon sorgen, dass die nachwachsenden Generationen für ihre eigene Zukunft und für den Fortbestand des staatlichen Gemeinwesens gebildet werden.
Der Staat soll sich sorgen, aber warum soll eine staatliche Bürokratie der Bildungsvermittler sein? Warum soll eine von Beamten regierte Institution, beharrend bis reaktionär, die Kinder beschulen?

Wenn es keine Schulpflicht mehr gibt, braucht es auch keine staatlichen Schulen mehr. Ganz einfach: Lernen wird privatisiert. Dass man nicht unbedingt beamtete Lehrer braucht, um die nachfolgende Generation zu unterrichten und zu belehren, weiß man schon länger. Es gibt auch schon länger funktionierende Privatschulen, vom riesigen Markt der Nachhilfeschulen mal ganz abgesehen.

Wieso ist es eigentlich keinem Bildungsbürokraten peinlich, dass private Institute die Fehler der öffentlichen Schulen erfolgreich beheben?

Lehrer werden Fachleute auf einem privaten Arbeitsmarkt, von privaten Schulen beschäftigt. Bezahlt nach Qualifikation und Arbeitseinsatz, wie in anderen Berufen auch üblich. Der Markt wird es richten, wird Schüler und Lehrer zueinander finden lassen.

Wie sieht dann die Schule der Zukunft aus?
Sie ist also privat, und wird von den Schülern, die sie besuchen, finanziert. Und die Schüler bekommen das Geld, das sie für ihre Bildung und Ausbildung anlegen, vom Staat. Ähnlich, wie es auch mit Wohngeld funktioniert: Das bekommt der Mieter, gibt es aber an den Vermieter weiter und finanziert so sein Wohnen.
Warum soll der Staat nicht ein Bildungsgeld zahlen?
Eine Form mal durchgerechnet: Jeder Bürger bekommt monatlich 500 Euro, 20 Jahre lang. Diese 500 Euro wird der Schüler zur Schule seiner Wahl tragen. Dorthin geht er gerne und freiwillig. Und für das Geld, das er bezahlt, wird er den Gegenwert fordern – er oder seine Eltern. Wie viele Jahre er dort hingeht, ist seine Entscheidung, oder die seiner Eltern. Die werden sich schon nicht selber aus der Verantwortung entlassen. Sie werden dafür sorgen, dass ihre Kinder lernen wollen und die bezahlte Zeit nicht ergebnislos vertun.

Aber es wird keine Lerngruppen mehr geben, die nach Geburtsjahrgängen zusammengestellt sind, es wird keine Jahrgangsabschlüsse und keine Schulabschlüsse mehr geben. Für jeden höheren Level ist für die, die sich einschreiben wollen, eine Eingangsprüfung verbindlich. Wer die nicht schafft, muss sich die Qualifikation noch einmal auf einer tieferen Ebene oder auch autodidaktisch aneignen. So wird es bei allen weiterführenden Bildungsgängen sein: Keine Abschlussprüfungen, nur Eingangsprüfungen. Kein Abitur, aber eine Prüfung der Studierfähigkeit und des Bildungsstandes an der Uni für jeden, der sich ihr stellen will. Nach wie vielen Jahren des Schulbesuchs oder der Berufstätigkeit oder in welchem Alter auch immer. Bei der Berufsausbildung verlässt sich schon lange kein Ausbildungsbetrieb mehr auf den vorgelegten Schulabschluss, sondern prüft den Bewerber selber.

In 20 Jahren kann man so nach heutigen Maßstäben 12 oder 13 Jahre die Schule besuchen und 14 Semester studieren. Das müsste auch zukünftig reichen, Wiederholungen eingeschlossen.

Es wird aber zu einer differenzierten Lehr- und Lernsituation führen. Es kann schneller gelernt werden, und es muss nicht mehr am Stück gelernt werden. Wer genug hat, hört auf. Der Rest seines 20-Jährigen – 20 mal 12 Monate-Bonus` – bleibt ihm erhalten – lebenslang. Das wird zu Schulen führen, die auch von Erwachsenen besucht werden, zu Studenten, die vor dem Uni-Besuch schon Erfahrungen in einer Berufstätigkeit gemacht haben. Berufstätige werden aussetzen, sich wirklich weiterbilden, auf ihre aktuellen Bedürfnisse zugeschnitten. Lebenslanges Lernen wird so erst ermöglicht, der Wegfall des Lernzwangs motiviert auch Erwachsene, die eine neue Lernsituation nicht mehr mit ihren negativen Jugenderlebnissen verbinden. In der Jugend nicht genutzte Chancen sind nicht für immer vertan. Die privaten Schulen werden auch organisatorisch ihr Angebot an den veränderten Schülergruppen und Schülerbedürfnissen ausrichten. Sie werden ganztägig geöffnet sein, und abends sowieso. Sie werden schneller vorgehen oder langsamer.

Und die Lehrer?
Sie werden angestellt sein, nicht mehr der Büttel der Staatsbürokratie sein müssen. Auf die, die das gerne waren, wird eine private Schule verzichten können. Sie werden sich in ihren Methoden nach den Schülern richten, und sie werden mit ihren Kollegen konkurrieren und sich einer Erfolgskontrolle stellen. Sie werden daher besser gebildet sein und besser ausgebildet. Und ihre permanente Weiterbildung auch selber organisieren. Sie werden nicht mehr ihr Leben lang Lehrer sein, sie werden früh in den Beruf einsteigen oder auch später. Sie werden auch wirklich Lehrer sein dürfen, denn eine marktwirtschaftlich organisierte Schule wird ihre Verwaltungsaufgaben nicht von hochbezahlten Pädagogen erledigen lassen. Kopiergeld einsammeln, Bücher verteilen, Medien verwalten und Vertretungspläne ausarbeiten können gelernte Verwaltungsfachleute besser und effektiver. Heute haben an einer Schule die Lehrer einen anderen öffentlichen Arbeitgeber als der Hausmeister und die Schulsekretärin, während die Putzkolonne schon längst privatisiert ist.
Ein total privatisierter Schulbetrieb findet auch in privatisierten Schulgebäuden statt. Die neuen Schul-Unternehmer werden die vorhandenen Gebäude mieten oder kaufen können. Die bisherigen öffentlichen Schulträger sind so von erheblichen Verwaltungsaufgaben und Unterhaltsverpflichtungen befreit. Dafür werden sie sich aus ihrem Steueraufkommen an dem Schulgeldaufkommen beteiligen müssen. Die neuen, die privaten Schulbetreiber, werden die Gebäude kostengünstiger verwalten und unterhalten können. Freiwillig Lernende zerstören nicht so viel, Frust und daraus resultierende Gewalt gegen Sachen werden sich in Grenzen halten. Schadenersatz wird ein privater Schulträger auch schneller eintreiben können als eine träge Bürokratie.

Für die Schüler wird es sicher weniger Ferien geben als bisher. Warum stehen bisher Schulgebäude drei Monate im Jahr leer, warum bleibt deren teure Infrastruktur ein Viertel des Jahres ungenutzt? Warum sollen Kinder mehr Ferien haben als ihre arbeitenden Mütter und Väter? Und warum sollen sie – oder ihre Eltern – nicht selber entscheiden, wann sie Ferien, beziehungsweise eine Auszeit vom Lernen, nehmen? Lehrer werden auch nur so viel Urlaub haben, wie in anderen Berufsbereichen üblich. Der Schulbetrieb wird in jedem Fall ganzjährig durchlaufen, sogar in mehreren Schichten an einem Tag. Mit der entsprechenden Personalausstattung und Personalreserve sind, wie in anderen Betrieben auch, Betriebsferien überflüssig. Lerneinheiten an einem Stück könnten sechs Wochen dauern, Pausen bestimmt der Lernende. Wo er danach wieder anfängt, auch.

Und, natürlich, kann das Bildungsgeld auch in eine berufliche Ausbildung investiert werden. Der Lehrherr bekommt zwar kein Lehrgeld vom Auszubildenden, muss ihm aber auch nichts zahlen. Das Bildungsgeld kann der Lehrling für seinen Unterhalt verwenden.
Warum soll der Staat, wie bisher üblich, zwar die universitäre Ausbildung finanzieren, die berufliche aber nicht? Wer sich heute eine höhere Bildung angedeihen lässt, wird ja zweimal belohnt: Einmal finanziert der Staat seine Ausbildung, zum zweiten ermöglicht die höhere Ausbildung ein höheres Einkommen.
Warum ist das eigentlich so, oder besser gefragt: Warum muss das so bleiben?

Wird es in einem zukünftigen Bildungs- und Ausbildungssystem überhaupt noch Schulen der jetzigen Art geben können? Schulen, in denen eine Gruppe Lernender stundenlang miteinander und nach starrem Stundenraster mit einem Lehrer in einem Raum hockt und lernt?
Bildung und Wissen, Informationen und Qualifikationen werden nicht mehr nur personal vermittelt. Schon heute sind weltweite Datenbanken für jeden Schüler von zu Hause aus zugänglich, kann sich jeder mit dem Lehrstoff und Lernprogrammen alleine auseinandersetzen. Die grundsätzliche Freiwilligkeit des Lernens wird zu positiver Konkurrenz unter den Schülern führen: So, wie sie heute schon im Umgang mit den Inline-Skates und den Online-Systemen miteinander im Wettbewerb stehen. Da zählt es, wenn man damit umzugehen weiß, und der Autodidakt auf diesen Gebieten steht hoch oben auf der jugendlichen Werteskala. Heute jedoch steht auch dort oben derjenige, der sich mit der wenigsten Arbeit, der größten Aufsässigkeit und dem geringsten Lernerfolg durch das staatliche Zwangssystem mogelt. Wenn es aber auch kein Zwangssystem mehr gibt, muss sich auch niemand mehr dagegen auflehnen. Die derzeit noch beträchtlichen Reibungsverluste werden entfallen.

In einem privaten und freiwilligen Schulsystem wird sich nichts ändern, was die Vermittlung von Werten und Normen, Inhalten und Zielen betrifft. Die Forschung ist frei – ihre Ergebnisse und die Forderungen der gesellschaftlich relevanten Gruppen werden in die Curricula einfließen. So, wie heute auch schon, nur mit mehr Möglichkeiten, schneller und flexibler auf neue Erkenntnisse zu reagieren, als es heute die Ministerialbürokratie kann. Einflussnahmen von außen auf die Schulen sind erwünscht. Ob sie sinnvoll sind und Erfolg haben, wird der Markt entscheiden, der freie Wettbewerb wird die Bildung und Ausbildung fordern, die gebraucht wird. Nicht zuletzt werden die Schüler eine Leistung einfordern, die sie für brauchbar halten. Die Schule wird ein Dienstleistungssystem sein, aus dem jeder sich die Leistungen nehmen wird, die seinen Zielen entsprechen.

Die Forderung nach einem marktwirtschaftlich orientierten, vom staatlichen Zwang befreiten Schulsystem zielt aber vor allem auch auf ein menschlicheres System. Der Mensch soll wieder im Mittelpunkt stehen, der Schüler, der Lernende, das Kind. Die Schulpflicht mit ihren derzeitigen Auswirkungen versündigt sich an den Menschen. Sie ist ein riesengroßes Gewaltsystem in einem freien Land, und macht jede Generation über Jahre hinweg zu Unfreien. Täglich werden Millionen junger Menschen über Stunden gegen ihren Willen in Gefangenschaft gehalten. Angeblich müssen sie zu ihrem Glück gezwungen werden. Zu einem Glück, das sie später mal in ihrem Erwachsenenleben erreichen soll. Bis dahin sind aber viele Kinder zerstört. Lernen erscheint ihnen als unbillige Forderung einer Erwachsenenwelt, gegen die sie sich nach Kräften wehren. Und dabei nicht merken, wie wichtig eine andauernde Lernbereitschaft für ihr späteres Leben sein wird. Die Erkenntnis, dass die Gesellschaft mit diesem Zwangssystem nicht das erreicht, was sie eigentlich will, ist so neu nicht. Summerhill war eine Idee zur Änderung, war aber ein Experiment mit schon von der Zwangsschule verkorksten Kindern. Wenn aber die Schulpflicht nicht mehr gilt, wird es auch keine verkorksten Schüler mehr geben. Mehr Menschen, als jetzt ohne Erfolg das staatlich organisierte Bildungssystem verlassen, werden auch ohne Schulpflicht nicht erfolglos bleiben.

Wie zukünftiges Lernen organisiert sein und aussehen soll, kann man schon planen. Was zu lernen ist, wird niemals wieder jemand längerfristig im Voraus wissen. Die Zeiten, wo ein Lehrer den Wissensstand weitergab, den er selber vor 30 Jahren erwarb, sind aber endgültig vorbei. Auch der Berufsausbilder kann nicht mehr die Qualifikationen weitergeben, die zu seinem Berufsstart Standard waren.
Nur sind Lehrer und Ausbilder im heutigen Zwangssystem kaum motivierter als die Schüler, weiter dazu zu lernen.
Zukünftig werden Lehrer und Ausbilder zu Moderatoren werden müssen, zu Animateuren, zu Wegweisern. Sie werden junge und auch ältere Menschen beraten und begleiten, vor allem aber deren Lernlust zu erhalten haben. Sie müssen motivieren und überzeugen können, denn ihre Schüler sind ihre Kunden.

Daraus folgt: Die Schulpflicht muss abgeschafft werden.

Hans Dieter Peschken