Museum und Karlsplatz

Museum und Karlsplatz

Am Kaiser Wilhelm Museum kommt keiner vorbei. Jedenfalls keiner, der mit dem Auto in nord-südlicher Richtung das Gebäude passieren möchte. Das ging schon seit Jahren nicht mehr, der Umbau und die Baustelle hinderten daran. Ob jetzt das Straßenstück wieder geöffnet werden soll, oder ob es geschlossen bleibt um eine großzügige Platzgestaltung vor dem Haus zu ermöglichen, kann strittig diskutiert werden.

Aber die Befürworter der Öffnung, die mit großem öffentlichen Trara und Unterschriftenlisten ihre Meinung durchsetzen wollen, argumentieren mit falschen Fakten. Sie sprechen immer vom Westwall vor dem Kaiser Wilhelm Museum. An dieser Stelle gibt es keinen Westwall, das Stück Straße heißt Karlsplatz. Wie übrigens auch die anderen Straßenteile an den Seiten des Gebäudes. An der nördlichen Seite gibt es keine Blumenstraße, und an der südlichen keine Marktstraße. Die Fluchtlinie des Museumsbaus liegt vor der Fluchtlinie der Westwallbebauung. Die Straße davor ist deswegen deutlich gebogen und ist keine Fortsetzung der Westwallfahrbahn.

Schon daraus wird deutlich, dass das Museum auf einem Platz gebaut wurde. Es wäre also ehrlicher, vom Karlsplatz vor dem Museum zu sprechen. Wer das tut, dem wird auch der nächste Schritt einsichtiger, nämlich vor dem Haus eine Platzgestaltung mit Aufenthaltsqualität zu befürworten. Ein begehbarer Platz ohne Störung durch Autoverkehr käme den Besuchern des Hauses und allen Krefeldern zugute. Nicht zuletzt und ganz besonders aber auch den Anliegern. Ihr Umfeld würde aufgewertet, vorbeifahrende Autos erzeugen das Gegenteil. Und so müssen sich die Befürworter der Straßenöffnung fragen lassen, ob sie lieber bequem am Museum vorbei kommen wollen, oder ob sie von einem angemessen gestalteten Platz aus auch mal das Haus betreten möchten.

Hans Dieter Peschken (8/2016)