Kopflos

Kopflos

Paris und Krefeld, der Kopflose und der Fußball, das sind historisch gewachsene Zusammenhänge. Als der erste Bischof von Paris, Dionysius, den die Franzosen Denis nennen, hingerichtet wurde, war das für ihn nicht angenehm. Es war im 3. Jahrhundert, auf dem Hügel, der Märtyrerberg, nämlich Montmartre heißt. Denis verlor zwar den Kopf, aber er verlor nicht den Kopf. Er nahm sein abgeschlagenes Haupt in die Hände und machte sich damit auf einen Weg von etwa sechs Kilometer – einfach in nördliche Richtung. Zuvor noch hatte er seinen Kopf in einer Quelle gewaschen, und dort, wo er nicht mehr weiterkonnte und begraben werden wollte, baute man im 7. Jahrhundert die Basilika St. Denis. In der Katholischen Kirche zählt Dionysius zu den 14 Nothelfern und wird bei Kopfschmerzen – da wird ihm wohl die aus Erfahrung gewachsene Kompetenz zugeschrieben – angerufen.

Auf 1463 wird ein Krefelder Schöffensiegel datiert, auf dem der Heilige abgebildet war, ein Stadtwappen mit ihm und heraldischen Zutaten gab es aber erst seit 1854. Die Abbildung ist mehrfach verändert worden, aktuell existiert die von Theo Windges geschaffene Form.

Denis ist Schutzheiliger von Paris, und um den Ort seiner Grablegung ist die Stadt St. Denis entstanden. Im Mittelpunkt steht dort aber nicht nur die Verehrung eines einzelnen frommen Helden, nein hier werden die Helden unserer Zeit im „Stade de France“ verehrt. Die Männer, die den Fußball auf einer Rasenfläche hin und her treten, werden von zigtausenden Zuschauern bewundert und angefeuert. Wer hier um Meisterschaft spielt, muss es in den Beinen haben und darf beim Spurt auf das Tor des Gegners nicht den Kopf verlieren. Auch die Krefelder tun es ihrem Wappen-Heiligen nicht nach, sie behalten ihren Kopf oben. Nur manchmal fassen sie sich daran und vermuten, dass maßgebliche Politiker oder Verwaltungsleute zumindest ihren Kopf wenn nicht verloren, dann doch so benutzt haben, dass er ihnen mal gewaschen werden sollte.

Hans Dieter Peschken