Käse

Käse

Jeden Freitag ging er auf den Wochenmarkt. Am Käsewagen ließ er sich von Maria beraten. Ihr Name stand in blau gestickter Schreibschrift auf der weißen Bluse. Er hatte keine Fragen und Wünsche, nahm immer Schnittkäse. Mal den alten, mal den jungen Holländer, auch mal den mit den Löchern. Sie hatte durchsichtige Handschuhe an und hantierte fast zärtlich mit den Scheiben. Legte sie aufeinander, schlug sie in rotkariertes Papier ein. Dabei schaute sie ihn an, nicht auf den Käse. Dass er eine Portion für eine Person nahm, hatte sie bald gemerkt, auch dass er keinen Ring trug. Er gefiel ihr, sie spürte, dass sie ihm auch sympatisch war. Könnte was werden, hatte sie gedacht. Wenn nur der Käse nicht wäre. Nein, einen Mann, der jede Woche Käse aß, wollte sie nicht. Es fiel ihr schwer genug, mit dem Einpacken von Käse Geld zu verdienen. Als sie dann an einem Freitag nicht mehr hinter der Theke stand, fragte er nach ihr. „Maria kommt nicht mehr“, sagte ihre Kollegin. Er kaufte keinen Käse und verließ den Wagen ohne Gruß. Ging danach sofort zu seiner Nachbarin, die im Dachgeschoss wohnte. Es fiel ihm nicht leicht, aber er musste es ihr sagen: „Ich bringe freitags keinen Käse mehr.“

Dieter Peschken