Die Tischdecke

Die Tischdecke

Das Paar schwieg. Ein Mann, eine Frau. Beide sahen sehr jung aus. Sie saßen am Tisch in einem Café, das ihnen besonders vornehm schien. Die Tischdecke war weiß, fleckenlos und ohne Falten. In der Mitte des Tisches zwischen ihnen stand eine Vase mit weißen Lilien, sie stanken. Die Frau versuchte den Mann anzuschauen. Der Mann schaute zur Seite. Den Kuchen, eine Sahnetorte mit exotischem Namen, hatten beide aufgegessen. Die leeren Teller standen vor ihnen. Der Kaffee war nicht mehr heiß und müffelte, beide Tassen waren halbvoll. Als sie ihre Tasse anfasste, klirrte es, ihre Hand zitterte. Der Löffel fiel von der Untertasse, auf der Tischdecke war jetzt ein kleiner hellbrauner Fleck. Er verzog den Mund und nahm seine Tasse. Dabei machte er kein Geräusch.
„Dein Sohn braucht noch drei Wochen“, sagte sie.
Er antwortete nicht.
„Wie geht es weiter?“, fragte sie.
Mit einem Blick durch den Raum suchte er die Kellnerin.
„Zahlen, bitte“, sagte er.
„Einzeln oder zusammen?“
Er sah die Kellnerin an: „Einzeln.“
„Nein“, sagte die Frau, „ich zahle alles.“

Hans Dieter Peschken