Baustelle KWM

Baustelle KWM

Das KWM ist eine Baustelle. Nicht im Inneren, nein, draußen, drumherum. Da ist noch immer nicht mit der Platzgestaltung vor dem Haus begonnen worden. Das liegt auch daran, dass man nicht weiß, wie der Platz aussehen soll. Und viel seltsamer noch, man streitet sich über die Verkehrsführung vor dem Haus. Zwei Fahrbahnen, eine in jede Richtung, wollen einige. Andere meinen, es genüge eine Fahrbahn in Süd-Nord-Richtung, wer von Norden kommt müsse nicht am Haus vorbeifahren, um auf den Westwall zu gelangen. Denn das macht die Verwirrung komplett: Alle reden davon, dass der Westwall in beide Richtungen durchgängig bleiben müsse. Aber es gibt keinen Westwall vor dem KWM, das Stück Straße heißt Karlsplatz. Genauso heißen die anderen Straßenteile neben dem Museum. Schließlich wurde das Museum auf einem Platz erbaut.

Wird man sich da schon nicht einig, so sorgt nicht wenige die Frage, wo denn die Will-Figur zu stehen hätte. Der Marmor-Kaiser, Wilhelm I., ist nicht schön, aber alt. Die „Linken“ im Krefelder Rat wollen nicht nur die Figur nicht, sie wollen auch das Museum umbenennen. Sie finden es verwerflich, dass ein Kaiser, der sich nicht demokratisch verhalten hat, Namensgeber geblieben ist. Der Mann hat einen schlechten Leumund, aber nicht erst seit der Zeit des Umbaus. Die Abkürzung KWM beibehaltend soll das Museum besser Krefelder Wember Museum heißen. Dafür werben die „Linken“ mit viel Papier-Aufwand und argumentativen Volten. Die Motive sind so ehrenhaft wie die Verwirklichung der Idee aussichtslos.

Aber wogegen niemand bisher protestierte, das ist die Stiertreiber-Gruppe von Louis Tuaillon an der äußeren südlichen Wand. Von 1913 bis 1939 befand sich das Bronzerelief im Museum. Erst seit 1950 ist es außen angebracht. Zwei nackte Männer auf Pferden, einer davon mit einer Stange, treiben einen Stier. Das kann doch Tierschützern nicht gefallen, warum müssen sich das alle Passanten, auch die, die gar nicht mit Kunst konfrontiert werden wollen, die Szene zwangsmäßig anschauen? Angeblich, so der Künstler, wird der Stier von der Herde getrennt, aber treibt man ihn nicht seinem Tod entgegen? Und das sollen das die friedlichen Krefelder Veganer weiter dulden? Ein Abbild von Gewalt gegen Tiere, öffentlich dargeboten?

Der royale Namenspatron des Museums mag ja menschlich, auch zu Recht, nicht mehr wohl gelitten sein. Er ist aber eine historische Figur, die mit der Geschichte des Hauses und damit mit der Geschichte Krefelds zusammenhängt. Ein Stier auf dem Weg zum Schlachthof, von nackten Reitern begleitet, ist aber aus der Geschichte der Stadt nicht belegbar.

Hans Dieter Peschken (8/2016)